Aktuelles |  30.09.2025

Bundesforum Jugend entscheidet 2025: Politik, die sich was traut

Vom 24. bis 26. September 2025 kamen Bürgermeister, Verwaltungsmitarbeitende und Fachkräfte aus ganz Deutschland zum Jugend entscheidet-Bundesforum in Berlin zusammen. Der Auftakt der neuen Jugend entscheidet-Akademie markierte den Start in ein gemeinsames Jahr voller Experimente, Lernprozesse und konkreter Beteiligungsprojekte vor Ort unter dem Motto: Politik, die sich was traut.

Ein Programm voller Impulse, Begegnungen und Begeisterung

Schon der Auftakt am Mittwoch machte deutlich, worum es in diesem neuen Jahrgang geht: um Mut, Dialog und Gestaltungslust. Nach einer Videobotschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begrüßten Elisabeth Niejahr (Geschäftsführerin Demokratie stärken) und Kim Klebolte (Projektleitung Jugend entscheidet) die 35 Kommunen offiziell in der Akademie.

In interaktiven Runden wie „Two Truths and a Lie“ lernten sich die Teilnehmenden auf spielerische Weise kennen und erfuhren ganz nebenbei, wo es beispielsweise wirklich einen Truppenübungsplatz gibt, den der Bürgermeister offiziell nicht betreten darf.

Beim anschließenden Auftaktgespräch mit Dr. Dörte Dinger (Chefin des Bundespräsidialamts), Niklas Prause (Stadtrat in Goslar), Laura Fechner (Hertie-Jugendbeirat) und Jens Scharff (Oberbürgermeister von Auerbach im Vogtland) wurde schnell klar: Jugendbeteiligung ist mehr als ein Beteiligungsformat, sie ist die Basis für Vertrauen, Zusammenhalt und Freude an Demokratie vor Ort in den Kommunen.

„Jugendliche sollte man nicht nur über Jugendthemen sprechen lassen. Es geht um Ownership an allen Themen“, betonte Dörte Dinger.

„Die größte Chance in der Kommune ist, dass sich jeder wirklich niedrigschwellig für Demokratie engagieren kann“, ergänzte Niklas Prause.

Lernen, diskutieren, voneinander profitieren

Der zweite Tag stand im Zeichen von Austausch und Praxis. In Workshops wie

  • Zusammenarbeit neu denken: Den Wandel in der öffentlichen Verwaltung erfolgreich begleiten
  • Jugendbeteiligung State of the Art – Qualitätsstandards der Kinder- und Jugendbeteiligung oder
  • Jugendbeteiligung für alle und mit allen!

arbeiteten die Teilnehmenden, gemeinsam mit Prozessbegleitungen und Experten aus Wissenschaft und Praxis, an konkreten Ideen für ihre Kommunen.

Zwischen Panels, Diskussionen und einem gemeinsamen Mittagessen blieb viel Raum für Gespräche. Besonders in den Regionalen Resonanzgruppen wurde deutlich, wie ähnlich die Herausforderungen vieler Städte und Gemeinden sind – und wie groß der Mehrwert des Netzwerks ist. Ob in Niedersachsen, Sachsen oder Rheinland-Pfalz: Überall wird an ähnlichen Fragen gearbeitet, und überall entstehen kreative Lösungen, um Jugendliche in kommunale Entscheidungen einzubeziehen.

Am Abend folgte der Perspektivwechsel: Auf der Spreefahrt durch das herbstliche Berlin und beim anschließenden Empfang in der Panoramabar am Strausberger Platz wurden neue Kontakte geknüpft, bestehende gestärkt und bei beeindruckendem Blick über die Stadt über Generationengerechtigkeit diskutiert. In der offenen Fishbowl-Runde mit Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Senior Professor of Public Health and Education Hertie-School), Margaret Heckel (Autorin und Demografie-Expertin) und Omar Alkadamani (politischer Aktivist) wurde deutlich, dass nachhaltige Demokratie Dialog und Verantwortung braucht, über Generationen hinweg.

Abschluss mit Weitblick: Mut zur Veränderung

Der Freitag stellte noch einmal die größeren Fragen: Wie prägen Alltagsorte den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Wie gelingt Beteiligung in Zeiten von Desinformation? Und was bedeutet Fehlerkultur für Kommunen?
Impulse kamen aus der abschließenden Fishbowl-Diskussion von Andreas Willisch (Thünen-Institut für Regionalentwicklung), Rainald Manthe (Autor von „Demokratie fehlt Begegnung“), Dr. Nadine Seddig (Leitung Programme und Fördermanagement DFL Stiftung) und Andreas Grau (Senior Expert Nachhaltige Kommunen der Bertelsmann Stiftung). Den inhaltlichen Abschluss bildete Marina Weisband, die in ihrem digitalen Vortrag „Mut zur Veränderung“ betonte, dass echte Beteiligung immer auch Vertrauen voraussetzt – in Menschen, Prozesse und neue Ideen.

Ein Netzwerk wächst

Am Ende des Bundesforums blieb vor allem ein Gefühl: Aufbruch.
In Gesprächen, Fishbowls und Workshops wurde sichtbar, wie viel Engagement und Kreativität in Deutschlands Kommunen steckt. Die Teilnehmenden reisten mit neuen Kontakten, konkreten Ideen und dem Bewusstsein ab, Teil einer Bewegung zu sein, die Kommunalpolitik und Jugendbeteiligung dauerhaft zusammenbringt:

Ich erinnere mich nur an wenige Veranstaltungen, wo das Konzept der Fishbowl-Diskussion so gut angenommen wurde – es gab zeitweise sogar eine Warteschlange vor dem freien Stuhl auf der Bühne.

Mit dem Bundesforum will Jugend entscheidet mehr als ein Programm starten, wir möchten eine Gemeinschaft schaffen: aus Kommunen, die sich trauen, Politik neu zu denken.

Autorin: Kim Klebolte, Projektleitung Jugend entscheidet