Mädchen und junge Frauen sind im politischen Raum unterrepräsentiert (Kamper 2025). Das zeigt nicht nur der Deutsche Bundestag, in dem der Frauenanteil seit den letzten Wahlen wieder auf 32,4% gesunken ist (Deutscher Bundestag 2025), sondern auch die Tatsache, dass nur jede siebte Kommune eine Bürgermeisterin an ihrer Spitze hat (DStGB 2024).
Was lernen Mädchen und junge Frauen daraus? Politik muss etwas für Männer sein, ich halte mich mal lieber zurück. Das macht etwas mit dem politischen Interesse von Mädchen und jungen Menschen mit queeren Geschlechtsidentitäten insgesamt, mit ihrem politischen Wissen und auch ihrer politischen Selbstwirksamkeit – also wie sehr sie das Gefühl haben, dass ihre politischen Interessen von Relevanz sind und sie diese hörbar machen wollen.
„Nicht pink, sondern passend“, so lautete der Titel des Vortrags von Dominik Ringler (Leiter des Kompetenzzentrums für Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg) im Rahmen unserer Praxissession zum Thema Mädchenbeteiligung am 16. Oktober 2025.
Mädchen sind in Beteiligungsformaten strukturellen Hindernissen begegnen, wie mangelnde Sicherheit, geschlechterdiskriminierende Umgebungen und fehlende Repräsentation. Das führt dazu, dass ihre Stimmen weniger gehört und berücksichtigt werden. Neben einer gezielten Ansprache (kein pink-washing!), ist die Verzahnung von Mädchenarbeit und Jugendbeteiligung sowie die Sicherstellung von Zugängen, die dem Alltag von Mädchen und jungen Frauen entsprechen, wichtig.
Wie das in der kommunalen Praxis gelingen kann, hat Liza Ruschin (Amtsleitung Gemeindeplanung Blankenfelde-Mahlow) an drei Beispielen aus der Stadtplanung in Schweden (Frizon-Projekt, Umea und Rosens Röda Matta, Malmö) und Österreich (Bruno-Kreisky-Park, Wien) vorgestellt. In allen drei Projekten wurden Mädchen frühzeitig gefragt, welche Themen sie wichtig finden. Calisthenics-Anlagen (Malmö) sollen beispielsweise an einem sicheren und nicht frei einsehbaren Ort stehen, um die Privatsphäre der jungen Frauen zu schützen. Zudem schätzen Mädchen überschaubare Flächen mit mehreren Ein- und Ausgängen (Wien) sowie eine gute Beleuchtung.
Was nehmen wir mit?
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Sex matters: Geschlechter- und Diversitätssensible Jugendbeteiligungsansätze fördern die Chancengerechtigkeit und stärken die politische Teilhabe.
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Alltag von Mädchen mitdenken: Sicherheitsbedürfnisse von Mädchen, Mobilitätshindernisse, Care-Loads und ihre Peer-Gruppen müssen Berücksichtigung finden.
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Vorbilder: Mentoring und Netzwerke stärken Mädchen und junge Frauen, sich politisch einzubringen.
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Safe spaces: Beteiligungsformate müssen sichere Räume schaffen, in denen Mädchen und junge Frauen frei sprechen können.
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Transparente Kommunikation: Politik und Verwaltung muss transparent kommunizieren, was mit Vorschlägen aus Beteiligungsprozessen passiert.
Quellen:
Deutscher Bundestag (2025). Abgeordneten-Statistik. Der neue Bundestag in Zahlen. Deutscher Bundestag - Abgeordneten-Statistik: Der neue Bundestag in Zahlen
DStGB – Deutscher Städte- und Gemeindebund (2024). Neue Schätzungen zur Anzahl der Bürgermeisterinnen in Deutschland. Online verfügbar: Neue Schätzungen zur Anzahl der Bürgermeisterinnen in Deutschland | DStGB
Kamper, P. (2025). Politik ist nur etwas für Männer!? - Der Einfluss politischer Geschlechterrollen auf das politische Interesse, das politische Wissen und die Selbstwirksamkeit von Kindern. In: Zeitschrift für Politikwissenschaft 35, 163-192.
Unser Literatur-Tipp:
Grebe, A., Ringler, D. (2024). Partizipation aus der Sicht von Mädchen* denken. Beltz.
Autorin: Victoria Luh, Jugend entscheidet