Aktuelles |  20.11.2025

Wie sich Sport und Demokratie verbinden lassen

Sport ist politisch und kann zu einem wichtigen Hebel für ein gesundes demokratisches Miteinander werden! Wie das geht? Darüber diskutierten bei einer gemeinsamen Praxissession des Business Council for Democracy (BC4D) und Jugend entscheidet Dr. Andreas Kahrs (Geschäftsführer von what matters), Reyk Sonnenschein (Referent Amateursport bei FC St. Pauli, Birger Schmidt (Geschäftsführer von Lernort Stadion) und Rio Grumbrecht (Jugendvertreter beim Deutschen Basketball Bund). 

Wir sprachen unter anderem über einen besonderen Zugang des Sports zum Thema Erinnerungskultur und der allgemeinen gesellschaftlichen Verantwortung von Vereinen, über große Stadien, die nicht nur unser Stadtbild prägen, sondern auch Orte der Begegnung und des Lernens sein können. Und wir haben einen Blick darauf geworfen, wie das alles dabei helfen kann, auch Heranwachsende in ihren demokratischen Werten zu bestärken.   
 

💡 Sport und Erinnerungskultur 
Wie viele Unternehmen setzen sich auch Sportvereine zunehmend mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus auseinander. What matters unterstützt sie dabei, ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten und die Schicksale ausgeschlossener jüdischer Athletinnen und Athleten sichtbar zu machen. Über die emotionale Bindung an den eigenen Verein entsteht so für viele Mitglieder ein persönlicher Zugang zu Erinnerungskultur und gesellschaftlicher Verantwortung im Hier und Jetzt. 
 
💡 Der Verein als Wertegemeinschaft 
Am Beispiel des FC St. Pauli zeigt sich, wie positiv Vereine auf die Gesellschaft wirken können, wenn Fans und Mitglieder dies aktiv einfordern. Aus einem einst angepassten „Mitläuferverein“ wurde über die Jahre eine Gemeinschaft, die gesellschaftliche Verantwortung lebt – mit klarer Haltung gegen Diskriminierung und für partizipative Entscheidungsstrukturen sowie demokratischen Initiativen, die weit über das Stadion hinaus wirken. Die zentrale Lehre: Gelebte Werte entstehen durch Aushandlung, Reibung und gemeinsames Engagement. 
 
💡 Das Stadion als Lernort 
Fußballarenen prägen unser Stadtbild als Orte der Identifikation und des Wettbewerbs – bleiben aber die meiste Zeit ungenutzt. Lernort Stadion nutzt diese Räume, um Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Gruppen zusammenzubringen und in Workshops demokratische Kompetenzen zu stärken. Die besondere Atmosphäre und emotionale Anziehungskraft des Sports schaffen dabei ein starkes Gemeinschaftsgefühl, über das Werte wie Teamgeist und Fairplay besonders gut vermittelt werden. 
 
💡 Wer wird Kapitänin? 
Auch der Vereinssport selbst bietet zahlreiche Möglichkeiten, demokratische und soziale Fähigkeiten zu fördern – von Mitbestimmungsgremien bis zur Wahl der Teamkapitänin oder des -kapitäns. Trainerinnen und Trainer sind dabei wichtige Vorbilder und Ansprechpersonen. Damit Vereine dieses Potenzial als Lernorte der Demokratie voll entfalten können, brauchen sie Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. 

Autorin: Victoria Luh, Jugend entscheidet